Montag, 26. April 2010

Die goldene Kirschblüte – Vorgeschichte

Wann habe ich zum ersten Mal einen Anime gesehen?
Dies müsste in meiner Kindheit sein, als Serien wie „Biene Maya“, „Wickie und die starken Männer“, etc. im TV liefen. Nur wusste ich damals gar nicht, dass es sich bei diesen Titeln um Animes handeln. Alles was nach „Japan“ wirkte, verschwand bei der Ausstrahlung wie z.B. die Songs oder die Original-Credits.

Ich war sicherlich nicht der einzige Zuschauer, der glaubte, dass „Biene Maya“ aus Tschechien (bzw. damals noch Tschechoslowakei genannt) stammen müsste; wahrscheinlich weil das Titellied von Karel Gott gesungen wurde. Interessanterweise wusste ich bereits damals, aus welchem Land Karel Gott stammt, aber nicht wo Biene Maya produziert wurde.

Wahrscheinlich liegt dies daran, dass Ost-Europa viel näher ist als Japan und ich deshalb damals viel mehr über ost.europäische Länder wusste als über Japan (Städte, Gesellschaft, Kultur, berühmte Personen, etc.). Jedoch wären Anime-Serien und -Movies gerade die grosse Gelegenheit, von einer Kultur und Gesellschaft zu erfahren, welche man nicht so gut kennt.

Die Realität sieht jedoch bei nicht wenigen Titeln anders aus. Aus Marketing-Gründen werden die japanischen Namen der Charaktere in „westliche Namen“ umbenannt (diverse „Merchandising-Serien wie Pokemon, Yu-Gi-Oh!, etc.). Auch aus einer typischen japanischen Mahlzeit wie „Manjū“ wird plötzlich ein Luftballon (Card Captor Sakura) oder ganze Jokes gehen verloren, weil auf Deutsch - im Gegensatz zum Original - sämtliche Schüler sich untereinander duzen (School Rumble).

Die Liste lässt sich ohne Probleme weiterführen. Die meisten Veränderungen werden jedoch gemacht, weil man uns Zuschauern gewisse kulturelle und gesellschaftliche japanische Eigenheiten nicht zumutet. Dabei hat es noch niemanden weh getan, wenn er mehr über fremde Kulturen erfährt. Jene Leute, welche damit Mühe haben, hätten dies eigentlich sogar besonders nötig.

Durch die grössere Bekanntheit an Anime hat sich einiges verbessert. Jedoch ist noch einiges an Potential vorhanden. Natürlich weiss ich, dass die Publisher (DVD-Labels, TV-Sender) ein möglichst breites Publikum ansprechen will. Doch wenn ein Anime dann „sehr westlich“ wirkt, unterscheidet sich dieser kaum bis gar nicht mehr von westlichen Zeichentrickserien, welche sich btw. In letzter Zeit einiges von der Konkurrenz aus Japan abgeschaut haben (z.B. Charakter-Design, Erzählform, etc.)

Deshalb bin ich auf den Gedanken gekommen, dass man jene Publisher ein wenig belohnen könnte, welche den Mut besitzen, dass diese kulturellen und gesellschaftlichen Eigenheiten auch in unserem Sprachraum möglichst beibehalten. Ich bin der Meinung, längerfristig hilft es den Anime-Publisher, wenn sie den Käufern ihrer Produkte die japanische Kultur näherbringen. Denn genau dies können westliche Animationsstudios nicht „kopieren“, weshalb man langfristig Kunden an sich binden könnte.

Ich habe gesehen, dass es bereits eine grössere Anzahl an Auszeichnungen für Anime-Titel in unserem Sprachraum gibt (Animania, diverse Fan-Foren). Doch in einer solchen „speziellen Kategorie“ - der Berücksichtigung der kulturellen/gesellschaftlichen Eigenheiten - gibt es noch keine Auszeichnung. Deshalb habe ich beschlossen, dass ein Anime-Publisher eine Auszeichnung erhalten soll, wenn die deutsche Umsetzung (Synchro, Subs, etc.) die japanische Kultur/Gesellschaft möglichst originalgetreu wiedergibt; nämlich die „goldene Kirschblüte“.

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